Thursday, 16 June 2016

16. Juni - Mittsommer

Ella und Torben sahen auf den Kalender und sahen sich an.

'Mittsommer?' - 'Mittsommer!'

Dann liefen sie in verschiedenen Richtungen los.
Ein Fest vorbereiten. 

Wednesday, 1 June 2016

1. Juni - Sommerbeginn


Ella schlug die Kalenderblätter um.

Von der Wetterkunde her begann heute der Sommer.
Vom Wetter her hatte die Schafskälte begonnen.

Es war ganz normal, dass es im Juni noch mal kühl wurde.
Das fiel meistens mit der Schur der Schafe zusammen,
die ohne ihre Wolle erst mal frieren durften.

Ella kratzte sich mit dem Federhiel hinter den Ohren,
und schob die Nickelbrille auf die Nase.

Es konnte aber auch ein La Nina - Sommer sein.

In diesem Fall würde sie mehr Tee kochen.

Torben würde mehr Asche für den Garten brauchen,
und häufiger Feuer machen, um die Bäume gesund zu halten.

Sie würden aber deutlich weniger gießen müssen.

Torben war derzeit zufrieden. Die Regenfässer waren voll.

Er hatte sogar einigen Nachbarelfen geholfen,
die Keller ihrer Menschen auszupumpen.

...

Ella saß vor ihrem Zettelkasten. Sie plante den Mittsommer.
Sie würden erst einmal warten, den längsten Tag feiern,
und dann die große Hitze vorbereiten,
die sich vielleicht doch noch anschließen würde.

Es würde heiß und trocken werden.
Sie würden dann für Kühle und Frische sorgen.

Bis dahin war aber noch Zeit.
Zeit, die Rosen zu riechen, die Kräuter zu ernten,
und Zettel zu schreiben.

Der erste Zettel nach den Eintragungen zum Frühjahr in das Haushaltsbuch war der Küchenzettel. Darauf stand:

Salate. Beeren. Bis Johanni Spargel. Und Rhabarber.
Sonst wie immer.

Sie machte sich einen Zettel mit 'Rhabarbergelee!',
den würde sie der Menschenfrau auf den Schreibtisch legen.

Dann schob sie einen Schemel an die Tür der Speisekammer,
und kontrollierte mithilfe von Torbens Kletterzeug die Regale.

Ganz oben stand der Backbedarf und Süßigkeiten,
so dass möglichst keiner ran kam.

Dann folgte Feinkost und Eingemachtes.

Sie müssten ein paar Chutneys aufbrauchen,
aber ansonsten war alles für die Sommerküche da,
und auch genügend Platz für neue Gläser.

Dem Zettel 'Grillen!' folgte
'Löwenzahngelee verschenken - Frisch am besten!'.

Dann sauste sie hinab zum Fach mit den Nudeln und Getreiden.
Alles da.

Allmählich konnte sie auch wieder Cous Cous und Hirse nach vorne schieben.

Beides gab es im Spätwinter so oft,
dass beide Menschen es dann einige Monate
bis Hochsommer nicht sehen wollten.

Allmählich dachten beide wieder über Rezepte nach.

Am Boden standen dann die Putz- und Reinigungsmittel.
Und alles, was verbraucht werden sollte.

Ella zählte die Rolle, Beutel und Kisten,
schrieb einen dritten Zettel 'Klarspüler bestellen!' und nickte.

So konnte sie arbeiten.

Sie strich der Gartenkatze über's Haupt, und ging,
den nächsten Tee zu kochen.

Friday, 20 May 2016

20. Mai - Frühsommern

Torben und Ella waren sich einig.

Die Verbindung von Pfingsten und Eisheiligen war eine blöde Idee.

Nun hielt langsam der Frühsommer Einzug.

Das Blätterdach der Platanen vor dem Fenster schloß sich,
die Kastanie im Hinterhof blühte langsam ab,
Ella und Menschenfrau ernteten jeden Tag von den Zuckererbsen auf dem Balkon. Der besten Pflanzentscheidung in diesem Jahr. Bisher.

Es wurde allmählich wärmer. Die Farben vertieften sich. Das Grün wurde satter. Die Obstbäume setzten Früchte an.

Ella bereitete den Sommer vor.

Schrieb Checklisten und Küchenzettel, prüfte Picknickkorb und Kühltaschen,
ließ Torben den Gartengrill abstauben,
die Birnchen der bunten Lichterkette nachsehen,
und beriet Menschenfrau in Sachen Gartenfest.

Daneben hatte sie das alte Leinen zum Bleichen aufgehängt,
Vorhänge für heiße Tage bereit gehängt,
und die Rolläden überprüft.

An den heißen Tagn wollte sie die Dinge tun,
die viel Wasser brauchten und schnell trocknen sollten.

Das Holzwerk und die Kacheln waschen.
Die Decken lüften. Und den Kühlschrank abtauen.

...

Zusätzlich schrieb sie Menschenfrau sonntags noch ein paar Stunden Handarbeit in den Kalender.

Zum Ausruhen. Und Kopf freikriegen.

Am besten ging das mit Nadeln und Garn, Farben und Stoffen.

Und hochgelegten Füssen.

Im Schatten. Und draußen.

Gewiß - Der Sommer hatte seine Vorzüge... 

 

Friday, 13 May 2016

Pfingsten, Eisheilige und ein Haushaltungsbuch

Torben war mit einem Rhabarberblatt als Schirmersatz aus dem Garten gekommen, hatte einen Eimer voll Hagelkörner für die Eismaschine mitgebracht, etwas von 'Pfingsturnier und blödem Karma' gemurmelt,
und saß jetzt mit einem Kamillenaufguss im Handwaschbecken.
Der Elfen-Badewanne.

Auch Wichte können sich erkälten.

Ella schob derweil die Bücher im Arbeitszimmer zurecht,
platzierte sich am Folianten,
nahm ihren Federkiel als bevorzugtes Schreibutensil,
und begann zu schreiben:

Haushaltungsbuch.

Von Feuer, Wasser, Luft und Erde.    

Feuer - Energie, Hitze und Licht.
Wasser - Trinken, Baden, Waschen, Blumengießen.
Luft - Klang Farbe und Duft. Atmosphäre eben.
Erde - Materialien. Und Lesestoff.

Sie versank in ihrer Arbeit.

Die Katzen betrachteten sie neugierig.

Wednesday, 27 April 2016

Ende April - Elfenarbeit

Torben war in den Garten gegangen, und sah nach den Obstbäumen.

Ella rückte die Tomatensetzlinge ins Licht,
deckte die Zucchini- und Gurkenpflanzen zu,
und setzte sich an ihr Pult.

Sie hatte dafür einen Schuhkarton aufrecht gestellt.
Ein Provisorium, bis sie einen gescheiten Schemel gefunden hatte.
Ihre Büchertruhe war mit ihr gereist.

Sie entnahm zwei Bücher, das Logbuch und den Almanach.

Das Logbuch war das Hausbuch,
in dem alle wichtigen Ereignisse vermerkt wurden,
die Blüte der Bäume, die Fülle der Ernte, die Namen der Kinder und Besucher.

Sie hatte das Wort Log von Torben und Carl übernommen,
die beiden mit ihrer Malmöer Familie lange zur See gefahren waren.

In sehr ausgelassenen Momenten sangen die beiden Wikinger-Lieder,
erzählten von der langen Fahrt zum 'Winland',
und zeigten die Tänze, die sie dort gesehen hatten.

Das zweite Buch war der Almanach.

Das Wort war arabisch und hieß 'Sternenkarte'.

Ein immerwährender Kalender, der den Lauf der Sterne,
die wichtigsten Feste und Termine wieder gab.

Ein Buch, das sich ständig fortschrieb.

In diesem Buch öffnete Ella das Kapitel Mainacht.

Sie liebte diese Zeit.

Zu diesem Termin begann der Sommer.

In alter Zeit waren die Familien mit ihren Herden aufgebrochen,
und über die Höhen in ihre Sommerquartiere gezogen.

Bis heute hielten sich die Menschen daran, und versuchten,
sich ab diesem Termin draußen aufzuhalten.

Als Beweis dafür brachten sie grüne Zweige mit.
und wunderten sich, dass sie ständig grillen wollten.

Mai bedeutete in der Tat,
dass die Menschen draußen und viel unterwegs waren,
denn auch die Feste nahmen zu.

Und die Hauselfen konnten in Ruhe arbeiten. Sie hatten freie Bahn.
 
So auch Ella.
Sie würde gründlich Ordnung schaffen, ein Wörtchen mit den Katzen reden.

Und da es ihr erster Sommer mit den neuen Menschen war,
ein Inventar erstellen.      

Sie nahm ein drittes Buch, die Physik des Herrn Aristoteles.

Ihm war vor 2350 Jahren ein antikes Elfenhausbuch in die Hand gefallen,
dass er überarbeitet, vor allem sehr stark verkürzt und veröffentlicht hatte.

Die Menschen gründeten dann darauf ihre Naturwissenschaft.

Die Elfen fanden es als kurze Zusammenfassung recht nützlich.
 
Ella öffnete das Buch,
und begann auf einer neuen Seite im Log zu schreiben:

'Feuer, Wasser, Luft und Erde...'

Sie vertiefte sich in ihre Arbeit.

Die Katzen schliefen derweil.

Friday, 15 April 2016

Ella bloggt: Abschied & Aufbruch - Feste im April

Ella schob ihre Teetasse zurück, betrachtete Torben,
der gerade seinen Rucksack für das Wasseranschließen packte,
und wandte sich dann wieder ihren Aufzeichnungen zu.

Sie hatten Fasten und Ostern gut hinter sich gebracht.
Torben und Menschenfrau kümmerten sich jetzt um den Garten,
Menschenmann hatte sein Arbeitszimmer neu geordnet.

Frühling hatte begonnen.

Die Balkontüren standen offen.

Die Katzen waren erst im Fellwechsel gewesen
und hatten jetzt Flausen im Kopf.

Und Menschenmann und Menschenfrau waren die meiste Zeit
gar nicht so unvernünftig gewesen.

Sie hörten zu. Und lernten. Was ein Anfang war.

Ella war mit Menschenfrau die Feste durchgegangen.

Es würde eine Geburt geben. Dazu hatten sie ein Geschenk verpackt.

Es würde eine Hochzeit geben. Die Menschen würden dazu reisen.

Es würde einen Ausflug geben, ein Hanami, die Kirschblüten zu betrachten.
Das bedeutete einen Picknickkorb mit Saft.

Es würde einen Abschied geben.

Eine sehr alte Nachbarin war nach Hause gegangen.

Und die Nachbarn hatten Menschenfrau gebeten,
mit ihrer Wohnung Gastgeberin für das Zusammen-Traurigsein zu sein.

Ella schaute über ihre Brille und fragte Menschenfrau 'Flennes?'

Sie nickte. Das war am Einfachsten.

Es bedeutete Kaffee und Streuselkuchen, Wasser und Saft.
Vielleicht ein paar Brezeln. Ganz viel Herz.

Und Leinenwäsche für den Tisch.

Sie würde mit Menschenfrau 'Schnick Schnack Schnuck'
ums Bügeln machen.

Und nachts, wenn alle schliefen, noch mal mit ihren eigenen Eisen
die Kanten nachziehen.

Ella summte.

Wiege, Brautstrauß, Abschiednehmen.

Der ganze Reigen eines kurzen Menschenlebens.


...

Hier war sie richtig.
 

Monday, 15 February 2016

15. Februar - Vorfrühling - Ella bloggt.

Vorfrühling war angebrochen. Torben hatte vom Garten, von Winterlingen und Krokussen erzählt. Fastnacht war gekommen und gegangen. Die Fastenzeit angebrochen. Valentin war durch das Land gezogen.

Ellas Menschen wunderten sich, mit dem Frühjahrsputz fertig zu sein.

Ella Elf seufzte.

Zu einen hatte sie ein paar Bücher empfohlen.
Zum anderen das eine oder andere gerade gerückt.

Unter Möbeln und Schränken gewischt und gekehrt.
Einfach, weil sie dort besser hin kam.

Sie hatte sich unter dem Schreibtisch ein eigenes Pult eingerichtet.

Im Gegensatz zum Klunkhardshof nutzte sie hier die ganze Wohnung.

Zum einen, weil nicht so viel Platz war.
Zum anderen, weil sie so besser nach dem Rechten sehen konnte.

Nur ein Platz für ihr Teleskop fehlte ihr noch.
Dafür hatte sie alles über Gravitationswellen gelesen, und die Vorteile des ELF-Breitbands, und Torbens entsprechender Vorträge schätzen gelernt.


...

Nun sass sie an ihrem Pult, stützte den Kopf auf die Hand und seufzte.

Sie sass über den Büchern, und versuchte das Inventar zu ordnen.
Und ihren Menschen die Steuererklärungen zu vereinfachen.

Sie kannte Kellerbücher und Auflagen für Keller und Güter,
hatte lange in fein säuberlicher Handschrift die Urbare der Amtsleute
kommentiert und korrigiert.

Aber doppelte Buchführung in zwei Inventaren und ein Haushaltsbuch.
Drei Steuernummern und zwei Finanzämter
Das war etwas viel.

Sie stieg über die aus Archivakten gebaute Treppe hinauf auf den Schreibtisch.
Warf den Rechner an. Und begann zu arbeiten...

Monday, 11 January 2016

Ella Elf bloggt.

Ella runzelte die Stirn. Hauselfe. Das kannte sie.

Sie hatte nur nicht mit so viel neumodischem Kram gerechnet.

Mittelalterliche Öfen, gotischer Komfort, damit kannte sie sich aus.

Als sie umgezogen war, hatte sie sich auf die Herausforderung gefreut.


Torben Carlsson
brauchte Hilfe.

Es musste sich um einen Garten und zwei Katzen kümmern.

Das Haus lag in Wiesbaden auf den Hügeln über der Stadt.

Mitten in der Stadt. Bekam gute Luft aus den Taunuswäldern.
Und gutes Wasser aus den Stollen im Quarzit.

Es war 1904 für Beamte gebaut worden.
War solide, schön und gut durchdacht.

Hatte eine belüftete Speisekammer und einen verglasten Erker für Pflanzen.
Und jede Menge neumodischen Kram.

Anstatt der Kachelöfen gab es eine Therme.
Für Ella ein großer, glatter Kasten, der wie ein Hochhaus aussah.

Mit einer kleinen Platine gesteuert und gewartet wurde.
(Torben benutzte dazu sein Kletterzeug.)

Und nichts außer komischer Geräusche machte.
Nun hatte sich der Schornsteinfeger angekündigt.

Ella wollte, wie gewohnt, alles für das Fegen vorbereiten.

Und stand nun mit ihrer Rußschürze, ihrem Ascheeimer,
und ihrer bronzenen Schutzbrille (Grundausstattung einer jeden technisch versierten Elfe) in der Küche.

Die grau-weiße Gartenkatze neben ihr.

Keine Ofenklappe.

Es klingelte an der Tür. Der Schornsteinfeger.

Ella und die Katze sahen sich an, zuckten mit den Schultern,
und gingen öffnen.

Eine Viertelstunde später hatte Ella die Messwerte der Abgasmessung eingegeben, dachte über ein eigenes Tablet nach, und las sich nun in die Technologie eines Brennwert-Kessels ein.

Die Katzen schnurrten. Neue Zeiten eben.